
Wenn ein neuer Morgen Hoffnung bringt
Die Arbeit der Salvatorianerinnen für Mütter und Kinder in Kolwezi (DR Kongo).
Am Rand von Kolwezi, dort wo der rote Staub die Schuhe färbt, steht Sr. Estera jeden Morgen vor der Tür der Gesundheitsstation „Mütter des göttlichen Erlösers“, die die Einheimischen in der lateinischen Kurzform „Mater“ nennen. Die Sonne steigt langsam über die Dächer der kleinen Häuser in der Nachbarschaft. Frauen mit Babys auf dem Rücken drängen sich am Eingang. Andere halten ihre Hände vorsichtig auf den Bauch, weil ein neues Leben wächst.
„Hier zählt jedes Kind“, sagt Sr. Estera leise, während sie die ersten Patientinnen begrüßt. Sie wirkt ruhig. Doch ihre Augen verraten die Last der vergangenen Monate. Denn die Lage im Kongo ist angespannt. Zwar ist Kolwezi mit seinen 550.000 Einwohnern weit entfernt von den Kämpfen im Osten des Landes, aber auch im Süden nehmen Verunsicherung und Armut zu.

Kolwezi ist geprägt vom Bergbau. In 16 industriellen Minen werden unter oft menschenunwürdigen Bedingungen Kupfer und Kobalt abgebaut. Die Bezahlung liegt häufig bei knapp über 100 Euro im Monat. Die Sicherheit in den Gruben ist mangelhaft, und Kinderarbeit ist keine Seltenheit. Die Familien leben von Gelegenheitsarbeit. Häufig fehlen Wasser und Strom. Medikamente sind teuer und schwer zu bekommen.
Um in diesem schwierigen Umfeld Mütter und Kinder zu stärken, betreiben die Salvatorianerinnen drei Einrichtungen: die Krankenstation Mater, das Ernährungszentrum Uzima und das Mütter-Kind-Zentrum Afia. Drei Orte der Hoffnung und des neuen Lebens.

Für Mutter und Kind
„Eine Mutter braucht Sicherheit, bevor sie Kraft schenken kann“, sagt Sr. Estera. Darum konzentrieren sich die Salvatorianerinnen in Kolwezi seit Jahren auf die Hilfe für schwangere Frauen. Die Unterstützung reicht von der Vorsorge über die Geburt bis zur Behandlung von Säuglingen.
Die Frauen nehmen lange Wege auf sich, um die Gesundheitseinrichtungen der Schwestern zu erreichen. Manche bringen schwere Geschichten mit, wie Kasongo. Weil kein Krankenwagen verfügbar war, machte sich die junge Frau trotz schwieriger Schwangerschaft zu Fuß auf den Weg ins Krankenhaus, als die Wehen einsetzten. Sie gebar ihren Sohn auf der Straße. Er hätte dringend stabilisiert werden müssen. Doch in keiner Einrichtung in der Nähe gab es einen Inkubator. Ihr Sohn starb kurz nach der Geburt. Heute findet Kasongo in der Gesundheitsstation Mater medizinische Hilfe und ein offenes Ohr für ihre Trauer. „Solche Verluste brennen tief“, sagt Sr. Estera. „Sie zeigen uns, warum wir weitermachen müssen.“
Wenn ein neues Leben beginnt
Aus dem Geburtsraum ist das Leben zu hören. Immer wieder dringen kraftvolle Schreie durch den Flur. Manchmal vor Schmerzen, oft aus Freude und Erleichterung. Jede Geburt ist für Sr. Estera ein stiller Moment der Ehrfurcht. Jeden Monat begleiten Ärzte und Pflegekräfte bis zu hundert Geburten in der Station Mater und im Mütter-Kind-Zentrum Afia. Auch dort sind Entbindungen mit medizinischer Versorgung möglich. Es sind sichere Orte für Frauen, damit sie neues Leben schenken können, ohne Angst vor Komplikationen. Für die Salvatorianerinnen ist jedes Bett und jeder Inkubator ein Geschenk. Jedes Zimmer zählt. „Jedes Gerät, das uns zur Verfügung steht, macht einen Unterschied“, sagt Sr. Estera.

Der Alltag: Krankheiten, Hunger, Hoffnung
Mater ist die größte Einrichtung der Schwestern in Kolwezi. Es ist eine ausgebaute Krankenstation, in der Malaria, Typhus, Dehydrierung oder Magen-Darm-Erkrankungen behandelt werden. Auch Patienten mit Diabetes oder Bluthochdruck finden hier Hilfe. Sogar Akutverletzungen wie Brüche oder Unfallverletzungen können versorgt werden. Für die Menschen in der Umgebung ist das ein Segen.
Krankheiten sind im Kongo oft mit großen Sorgen verbunden. Schon der Alltag überfordert viele Familien. Das wenige Geld reicht nur für einfachste Lebensmittel. Sie stillen den Hunger, geben dem Körper aber zu wenig Kraft. Für Säuglinge, die unter diesen Bedingungen aufwachsen, haben die Salvatorianerinnen das Ernährungszentrum Uzima gegründet. Dort werden Säuglinge gewogen und geimpft. Hebammen sprechen mit jungen Frauen über Säuglingspflege und Ernährung. Ältere Kleinkinder erhalten nahrhaften Maisbrei und Sojamilch.
Für viele Mütter sind die Einrichtungen der Schwestern Orte, die Zuversicht und Trost schenken. Hier spüren sie: Ich bin nicht allein. Auch Richard (2) und Albert (6) erleben diese besondere Zuwendung. Die Brüder sind Waisen. Sie haben niemanden mehr. Bis eine andere Lösung gefunden ist, kümmern sich die Salvatorianerinnen liebevoll um die beiden Kinder.
Genauso wie um Kayinda, die bereits in der 30. Schwangerschaftswoche entbinden musste. Für sie ist das eine besondere Stresssituation, denn die junge Mutter ist gehörlos. Während ihre Tochter medizinisch versorgt wird und schnell an Gewicht gewinnen soll, kümmern sich Pflegekräfte und Ärzte fürsorglich um Kayinda. Alle helfen bei ihrem Start ins neue Leben mit.
Ein Blick nach vorn – und ein Licht, das trägt
Wenn die Dunkelheit über Kolwezi fällt, schließt Sr. Estera die Türen der Station. Oft bleibt sie noch einen Moment stehen. Sie denkt an die Kinder, die sie heute in den Armen gehalten hat. An die Mütter, die in ihrer schwierigen Lage neue Lebensfreude gespürt haben. An die Familien, die morgen wiederkommen.
„Ich werde euch trösten, wie eine Mutter tröstet.“ (Jesaja 66,13)
Die Arbeit der Schwestern im Kongo ist getragen von einer tiefen, lebensnahen Frömmigkeit.Spenden Sie jetzt