Dialog auf Augenhöhe
Fortbildung für Schwestern: Wie die Salvatorianerinnen die Fähigkeiten und Talente vor Ort bei ihrer Arbeit noch stärker einbeziehen: Capacity Building
Werden wir es schaffen, all die Herausforderungen zu bewältigen? Diese Frage haben auch wir uns in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder gestellt.
Weltweite Krisen, hohes Bevölkerungswachstum, schrumpfende Ressourcen, dazu korrupte Regime und zu viele Bürgerkriege, die Erfolge wieder zunichtemachen. Wo soll man anfangen, können wir überhaupt etwas bewirken…?
Die Antwort lautet ja! Ein Blick auf ‚die Welt‘ mag oft entmutigen, ein Blick auf die vielen lokalen Initiativen, Programme und Projekte jedoch bestärkt und ermutigt uns!
Mit unserer Arbeit und ihrer Präsenz helfen die fast 1.000 Salvatorianerinnen weltweit den Menschen – Jung und Alt – ihr Recht auf ein selbstbestimmtes Leben in Würde und Gerechtigkeit wahrzunehmen. Im Respekt vor den Kulturen und Religionen in den verschiedenen Gegenden der Welt, leben und handeln wir aus dem, was uns trägt – unserem Christsein.
Hilfe zur Selbsthilfe
Unser Engagement soll vor allem eines leisten: zur Selbsthilfe befähigen. An vielen Stellen ist es gelungen, Veränderungen und Verbesserungen herbeizuführen oder Projekte in die Hände lokaler Mitarbeiter zu übergeben, so dass unsere Schwestern sich anderen dringenden Aufgaben zuwenden können. Doch auch dort, wo es ohne externe Hilfe und Unterstützung nicht gehen wird, nehmen wir zusammen immer wieder das Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe in den Blick.
Wie kann dies gelingen?
Lange schon hat ein Nachdenken eingesetzt. Es reicht nicht, Wissen, Geld und Aufbauhilfen zu transferieren. Die Fähigkeiten, Kompetenzen und Fertigkeiten von Menschen sollen gestärkt werden, damit sie aus eigener Kraft ihre Ziele erreichen und möglicherweise die Ursachen für ihre Ausgrenzung und ihr Leid überwinden können.
Ganz wichtig ist dabei das Capacity Building. Interessante Erkenntnisse und spannende Erfahrungen konnten wir bei zwei Workshops sammeln, die bereits in den Jahren 2016 und 2018 in Nairobi (Kenia) und Marianhill (Südafrika) mit einheimischen Ordensleuten durchgeführt wurden.
Mit jeweils 35 Ordensfrauen und -männern haben wir uns in zwei jeweils 8-tägigen Workshops, ergänzenden online Lernphasen und Hausarbeiten, dem Thema Projektmanagement auseinandergesetzt. Wir haben gut ausgebildete Frauen und Männer getroffen, die in diesen Aufgaben tätig sind, Projekte koordinieren oder Einrichtungen leiten im sozialen, pädagogischen und pastoralen Bereich.
Gebt uns nicht Geld für den Fisch, lieber helft uns beim Bau oder der Anschaffung eines Fischerbootes. Wir wissen, wie man fischt!
Maßnahmen sind dann tragfähig und nachhaltig, wenn es gelingt bis zum Kern des Problems vorzudringen, zu schauen, was genau die Menschen entbehren und brauchen. Viele konkrete Beispiele aus ihrer Alltagsarbeit brauchten die Ordensleute mit. Je mehr wir uns Zeit nahmen, die Ursachen, die Umgebung und die vorhandenen Ressourcen zu erforschen, desto klarer wurde der Bedarf und die vielleicht angemessene Lösung.
Unverzichtbar, das haben wir gelernt, ist, das lokale Umfeld und die Betroffenen einzubeziehen, sie zu Beteiligten zu machen: nicht für sie zu denken, Lösungen zu entwickeln und zu handeln, sondern mit ihnen. Auch dies ist ein wesentliches Element für Nachhaltigkeit.
Es waren arbeitsreiche Tage mit lebhaften Diskussionen, Austausch über Kultur, Werte, Lebensvorstellungen. Tage intensiven Lernens: voneinander – miteinander.
Am Ende – so das Feedback unmittelbar nach dem Kurs und bei einer späteren Umfrage – haben alle Schwestern und Brüder neue und zusätzliche Kompetenzen erlangt, Methoden und Techniken erlernt, die sie in die Lage versetzen, soziale Projekte zu initiieren, zu planen und umzusetzen – stets die Situation, die Bedürftigkeit und zugleich die Fähigkeiten der Menschen vor Ort im Blick.
Unser Ziel: Wir machen uns entbehrlich!
Durch Austausch und kollegiale Beratung haben wir zusammen neue Netze geknüpft und sind bis heute mit- und untereinander in Kontakt. Capacity Building hat uns alle bestärkt: in unserem Leben als (Ordens-)Christen, unserer Mission d.h. Sendung und in unserem Tun, künftig auch als Multiplikatoren in die eigenen Gemeinschaften und in die Gesellschaft hineinzuwirken, Erlerntes weiterzugeben, damit die Menschen selbständig werden, ihr Leben in die Hand nehmen und Abhängigkeiten entbehrlich werden.
Noch mehr über die Arbeit der Salvatorianerinnen sowie der Patres und Laien der salvatorianerischen Familie lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der jährlichen Zeitschrift „Salvator weltweit“