50 Jahre Beit Emmaus – Ein Mehr an Leben
Als die Salvatorianerinnen im Heiligen Land vor 50 Jahren auf die besondere Notlage von älteren, alleinstehenden Frauen aufmerksam wurden, übernahmen sie vom Deutschen Verein vom Heiligen Lande ein ehemaliges Pilgerhaus in Qubeibe, dem biblischen Emmaus. Heute feiert „Beit Emmaus“, ein Altenpflegeheim für Frauen, Jubiläum: 50 Jahre voller Leben mit allen Facetten. Mitten in einem arabischen Dorf, das Beit Emmaus in sein Herz geschlossen und in seine Gemeinschaft aufgenommen hat.
„Wie alle Einrichtungen der Salvatorianerinnen weltweit geht es uns darum, gemeinsam mit den Menschen in unserem Umfeld die Frohe Botschaft zu leben“, sagt Sr. Hildegard Enzenhofer, die Beit Emmaus seit 2005 leitet. Die Zusammenarbeit und der ständige Austausch mit den Menschen vor Ort ist für sie der Erfolgsgarant der langjährigen Arbeit.
Wer Beit Emmaus besucht, ist berührt von der Freude, die aus jedem Gesicht strahlt. Hier haben Frauen, die nicht wie in der palästinensischen Kultur üblich bei ihren Familien leben können, ein Zuhause aus Liebe und Geborgenheit gefunden. Alle, die hier arbeiten – von der Pflegerin bis zum Hausmeister – sind inspiriert von der Offenheit und Zu-gewandtheit, von der Kraft und dem Glauben der Schwestern.
Ältere Frauen finden in Beit Emmaus ein Zuhause.
Seit 2007 werden auf dem Gelände von Beit Emmaus junge Frauen und Männer an der neu gegründeten Pflegefakultät ausgebildet, die der Bethlehem Universität angeschlossen ist. Auch diese Idee entstand im Austausch mit den Menschen vor Ort.
Freude statt Trostlosigkeit
Ein Mehr an Leben zu ermöglichen ist in einer vom palästinensisch-israelischen Konflikt gezeichneten Region eine große Aufgabe. Qubeibe liegt zwar nur einige Kilometer von Jerusalem entfernt, doch es gehört zum Westjordanland. Die Menschen leben hinter der israelischen Sicherheitsmauer. Nur eine Straße führt aus dem Dorf und nur durch einen Tunnel sind andere Orte im Westjordanland oder die Stadt Jerusalem zu erreichen. Checkpoints stehen an wichtigsten Zugangsstraßen und sogenannte „fliegende Checkpoints“ können an jeder beliebigen Stelle errichtet werden – mit den immer gleichen Konsequenzen für die Palästinenser: Warten, Dokumente zeigen und hoffen, nicht zurückgewiesen zu werden.
Trostlosigkeit greift allerorts um sich. Genau darum ist es für die Salvatorianerinnen so wichtig, überall dort Licht zu bringen und Leben spürbar zu machen, wo es möglich ist. „Wir konzentrieren uns nicht auf die Grenzen unseres Handelns, sondern auf das, was aus uns heraus entstehen kann. Das ist Leben und das ist die Frohe Botschaft“, sagt Sr. Hildegard.
Mutig gehen die Schwestern in Beit Emmaus ihren Weg. Statt beispielsweise Stipendien an der Pflegefakultät zu vergeben, arbeiten Studierende in den Einrichtungen mit. Sie reinigen die Räume, halten den Hof sauber und können im Garten mithelfen. Einige Studentinnen arbeiten auch als Volontärin im Pflegebereich. „Sie nehmen ihr Leben selbst in die Hand und das macht sie stark“, so Sr. Hildegard. Sie ist stolz auf die jungen Menschen, die ihren Weg in der Pflege gehen. „Sie tragen die Offenheit und Freude von Beit Emmaus in ihrem Herzen. Und das tut der Gesellschaft gut“, ergänzt Sr. Hildegard.
Wenn Jesus an diesem Osterfest nach Emmaus aufbrechen würde, wäre für ihn wahrscheinlich bereits am ersten Checkpoint Schluss. Doch die Zuversicht der Salvatorianerinnen nicht erschüttern. Gemeinsam mit den Franziskanern in Qubeibe, Pilgern und den Menschen im Dorf feiern sie Ostermontag ein großes Fest. Die Frohe Botschaft vom Leben zu feiern, das verbindet die Menschen in Emmaus – seit nunmehr 50 Jahren.